«Ausgebildete Journalist:innen dienen der Demokratie»

Am 25. Oktober 2021 präsentierte das fög die Befunde des Jahrbuchs Qualität der Medien. Im Anschluss daran diskutierten Ingrid Brodnig, Mark Eisenegger, Edda Humprecht und Yannick Wiget die Problematik der Desinformation in der Schweiz.
Auf die Frage der Moderatorin Nicoletta Cimmino, ob der Qualitätsjournalismus durch die sinkenden Ressourcen Alternativmedien das Feld überlasse, antwortete fög-Direktor Mark Eisenegger, dass er nicht so weit gehen würde, damit jedoch der wunde Punkt angesprochen sei. Es brauche «einen Berufsstand von ausgebildeten Kommunikator:innen, Journalist:innen, die gelernt haben, entlang welcher Standards man den öffentlichen Diskurs gestalten soll, damit er der Demokratie dient». IKMZ-Kommunikationswissenschaftlerin Edda Humprecht fügte an, dass die (fehlende) Nachrichtenkompetenz der Bürger:innen auch eine Rolle spiele, wenn es um die Bekämpfung von Desinformation geht. Die Sensibilisierung und Problemwahrnehmung bezüglich Fake News sei hierzulande zwar gestiegen, bei der Resilienz bewege sich die Schweiz jedoch im internationalen Vergleich im Mittelfeld, vor den USA, die eine schwäre Resilienz aufweisen, und hinter den skandinavischen Ländern mit einer höheren Resilienz.
Die Arbeit seines Teams sei durch die Pandemie «sehr viel intensiver geworden. Man könnte jeden Tag einen Faktencheck machen zu etwas, das mit Corona zu tun hat», sagte Yannick Wiget, Leiter Faktencheck des Tagesanzeigers. Auch in Österreich hat Desinformation neuen Auftrieb erhalten, stellte die österreichische Journalistin und Autorin Ingrid Brodnig fest. So waren Wahlkämpfe «die von Falschmeldungen regelrecht übersät waren» zu beobachten, wobei Corona diese Entwicklung beschleunigt habe. Falschnachrichten zu Lockdowns, Hausmitteln, Verschwörungserzählungen («Plandemie») und Impfmythen («Unfruchtbarkeit wegen Impfung») waren und sind weit verbreitet. Diese Narrative seien im deutschsprachigen Raum alle relativ ähnlich.
Was tun gegen Desinformation? Alle Diskussionsteilnehmende war sich einig, dass weiterhin Sensibilisierungsarbeit betrieben werden muss. Ausserdem soll der Qualitätsjournalismus gestärkt und die Medienkompetenz der Bürger:innen verbessert werden, im Idealfall breit abgestützt durch die Zusammenarbeit von Medienhäusern, Behörden und Bildungsinstitutionen. Des Weiteren wäre eine Schweizer Fact-Checking-Organisation, wie es sie bereits in anderen Ländern gibt, hilfreich, um Desinformation die Stirn zu bieten.
Alle Informationen zum Jahrbuch Qualität der Medien unter dem folgenden Link.
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