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Willkommen am fög – Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft

MQR-22: Mehr Relevanz, weniger Vielfalt

Das Medienqualitätsrating 2022 zeigt, dass viele Medientitel eine höhere Relevanz und Professionalität aufweisen und mehr Einordnung bieten als vor der Pandemie. Demgegenüber stehen schwere Verluste bei der Vielfalt.

Titelbild MQR-22

Die Schweiz verfügt über eine erstaunlich lebendige Medienszene, wie das Medienqualitätsrating 2022, an dem das fög beteiligt ist, dokumentiert. Die Corona-Pandemie mit ihren unmittelbaren Folgen für den Alltag rückte die Qualität im Journalismus beim Publikum und den Medien selbst ins Zentrum und zeigte, wie bedeutungsvoll Qualitätsjournalismus für die Orientierung und öffentliche Meinungsbildung ist. Viele Tages- und Onlinezeitungen sowie die SRG-Sendungen haben sich in drei von vier Qualitätsdimensionen gegenüber der Messung im Jahr 2020 verbessert.

Im Ranking der vier Mediengruppen mit vergleichbarer publizistischer Ausrichtung führt das Nachrichtenmagazin «Echo der Zeit» von Radio SRF erneut die Bestenliste der Informationsmedien an. Es setzt über alle untersuchten Medientitel hinweg - sowohl in der Inhaltsanalyse wie auch in der Publikumsbefragung – den Massstab punkto Medienqualität in der Schweiz. 

Die gedruckte NZZ führt die Gruppe der Tages- und Onlinezeitungen an. Bei den Sonntagszeitungen und Magazinen ist erstmals die Wochenzeitung WOZ an der Spitze, knapp vor der NZZ am Sonntag. Unter den Boulevard- und Pendlerformaten erreicht watson.ch mit deutlichem Abstand die Spitzenposition. Das Journal auf Léman Bleu ist der Aufsteiger des Medienqualitätsratings MQR-22, da es von allen Informationsmedien gegenüber dem MQR-20 am meisten Qualitätspunkte gewonnen hat.

Positive Gesamtentwicklung – starke Verluste in der Dimension der Vielfalt

Von den 51 untersuchten Informationsmedien konnten 37 Titel ihre Qualität entweder steigern oder halten, 14 haben an Qualität eingebüsst. Die meisten Tages- und Onlinezeitungen sowie fast alle SRG-Sendungen konnten sich in drei von vier Qualitätsdimensionen verbessern. Sie weisen – im Vergleich zu der Zeit vor Corona – eine höhere Relevanz auf, mehr Einordnung und eine gestiegene Professionalität. Dem gegenüber stehen starke Verluste in der Dimension der Vielfalt. 

Alle privaten Fernsehsendungen konnten ihre Qualität steigern, am stärksten die Nachrichtensendung Le Journal von Léman Bleu. Auch die übrigen Regionalsendungen haben sich gut geschlagen: Tele Bärn, Tele 1, Tele M1 und TeleZüri konnten ihre Gesamtscores gegenüber der vorherigen MQR-Ausgabe verbessern.

Sämtliche Boulevard- und Pendlerzeitungen konnten ihre Berichterstattungsqualität in den letzten beiden Jahren steigern. Offensichtlich haben sie sich in der Corona-Pandemie bemüht, relevante Themen einem breiten Publikum lebensnah zu vermitteln. Das hat offenbar nicht immer funktioniert. Die Qualitätswahrnehmung beim Publikum ist bei 5 von 9 Titeln, teils deutlich, tiefer als 2020.  Das Nachrichtenportal watson.ch konnte hingegen seine Qualität deutlich verbessern und zieht den anderen Medientiteln der Vergleichsgruppe davon.  

Zu den Qualitätsaufsteigern gehören im MQR-22 auch die Sonntagszeitungen und Magazine. Sämtliche Titel können ihren Gesamtscore gegenüber der vorherigen MQR-Ausgabe verbessern. Auffallend sind ausserdem die hohen Zugewinne in der Publikumsgunst bei der Weltwoche und der WOZ; in turbulenten Zeiten werden Medien mit klarem publizistischem Profil offenbar von ihrer jeweiligen Leserschaft geschätzt.

Das Medienqualitätsrating, das vom Stifterverein Medienqualität Schweiz herausgegeben wird, untersucht die Qualität der 51 wichtigsten Informationsmedien der Schweiz anhand zweier wissenschaftlicher Methoden. Das Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich misst die Berichterstattungsqualität mittels Inhaltsanalyse. An der Universität Fribourg und der Hochschule Luzern wird die Qualitätswahrnehmung mit einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung gemessen. Diese zweifache Medienqualitätsmessung ist national wie international einmalig.

Neue Kennzahl zum gesellschaftlichen Impact

Das Medienrating wird 2022 erstmals um eine Kennzahl ergänzt: Der neue Impact-Score weist die Wirkstärke der untersuchten Medientitel aus, die diese bei politischen und wirtschaftlichen Themen auf die Meinungsbildung ausüben. In den Impact-Score fliessen zu gleichen Teilen zwei Faktoren ein: Zum einen die Reichweite und Nutzungshäufigkeit, zum anderen der Informations- und Verständnisgewinn bei politischen und wirtschaftlichen Themen. Denn Qualität allein reicht nicht für eine gesellschaftliche Wirkung. Die Inhalte der Medientitel müssen auch aufgenommen und ihre Beiträge müssen verstanden werden - nur dann erzielen sie Impact.

Bei den Ergebnissen zeigt sich, dass die SRG-Titel die Gesamtliste klar anführen. Sieben von zehn Medientiteln mit den höchsten Impact-Scores gehören zu RTS und SRF. An der Spitze stehen die Tagesschau und das französischsprachige Pendant Le Journal. Mit einigem Abstand folgen die Sendungen 10 vor 10, die Newssites rts.ch/info und srf.ch/news und das Mittagsmagazin Le 12h30. Zu den zehn einflussreichsten Medientiteln zählen ausserdem die gedruckten Ausgaben von Neue Zürcher Zeitung, Le Temps sowie die NZZ am Sonntag.

Alle Befunde auf der MQR-22 Webseite.
 

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