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Geschrumpfte Welt in der Auslandsberichterstattung

Anlässlich des 10. Jubiläums des Vereins «real21» präsentierte das fög aktuelle Daten zur Entwicklung der Auslandsberichterstattung von Schweizer Medien. Die Befunde zeigen: Zwar ist die Politikberichterstattung über das Ausland stabil geblieben. Die mediale Aufmerksamkeit für Länder und Regionen ist jedoch nach wie vor ungleich verteilt.

Die Anzahl Berichte von Schweizer Medien über das Ausland ist zwischen 2015 und 2024 um 10 Prozentpunkte gesunken. Grund ist, dass die Medien weniger über das Ausland in nicht-politischen Themenbereichen (Wirtschaft, Kultur, Sport, Human Interest) berichten. Die Berichterstattung über Politik im Ausland ist in den letzten Jahren stabil geblieben (vgl. Darstellung 1), doch die Welt ist geschrumpft. 

Grafik Auslandberichterstattung
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Darstellung 1: Ausland «Alle Themenbereiche» bzw. Ausland «Politik»: Anteil an Gesamtberichterstattung, 54 Medientitel (n = 190’587 Beiträge). Daten neu aufbereitet aus Jahrbuch Qualität der Medien 2025.

Die mediale Aufmerksamkeit für Länder und Regionen ist sehr ungleich verteilt. Die Medienberichterstattung konzentriert sich auf immer weniger Länder wie z.B. die USA, Deutschland oder die Ukraine (vgl. Darstellung 2 und 3). Länder wie die DR Kongo, Libyen oder der Irak, die sonst schon wenig beachtet wurden, werden noch weniger beachtet. Umgekehrt nimmt die Aufmerksamkeit für viel thematisierte Länder zu. 

Grafik Auslandberichterstattung
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Darstellung 2: Mediale Aufmerksamkeit über den gesamten Untersuchungszeitraum von 2015-2024 (logarithmische Skala). Die Farbstufen stellen multiplikative Unterschiede dar, damit diese auch bei wenig beachteten Ländern erkennbar sind. Lesebeispiel: Über die Vereinigten Staaten wird rund 10x so viel berichtet wie über Brasilien und rund 100x so viel wie über Uganda. Datengrundlage: Tages-Anzeiger, Blick und Neue Zürcher Zeitung 1998 bis 2024 (gesamte Politikberichterstattung).

Diese Resultate haben Linards Udris und Dario Siegen an der Tagung zum 10-Jahres-Jubiläum des Vereins «real21» am 26. November 2025 an der Universität Zürich präsentiert. Die Tagung machte deutlich, wie wichtig ein Journalismus ist, bei dem Journalist:innen mutig und kompetent schwierige Themen angehen und über wenig beachtete Länder, Menschen und ihre Geschichten berichten.

Grafik Auslandberichterstattung
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Darstellung 3: Monatlich aufsummierter Anteil der jeweils unteren 75% aller Länder, auf welche sich die geringste Berichterstattung konzentriert. Lesebeispiel: während die jeweils wenig beachteten Länder zur Jahrtausendwende immerhin noch knapp 15% der gesamten Politikberichterstattung auf sich vereinten, sank dieser Anteil stetig auf zuletzt rund 7,5%. Datengrundlage: Tages-Anzeiger, Blick und Neue Zürcher Zeitung 1998 bis 2024 (gesamte Politikberichterstattung).

An der Tagung zeichnete «real21» fünf herausragende Reportagen und Berichte im Bereich der Auslandsberichterstattung aus. Mit den diesjährigen Medienpreisen würdigt «real21» Reportagen und Berichte über Entwicklungen im Sudan, in Südkorea, in der Türkei, im Jemen und in Westafrika.  Die Jury wählte die fünf ausgezeichneten Beiträge aus insgesamt 50 Eingaben aus Zeitungen, Zeitschriften, Online-Portalen, Radio und Fernsehen.  

Die Folien zum Referat von Linards Udris und Dario Siegen können hier heruntergeladen werden (PDF, 2 MB).

Bilder und Informationen zur Tagung gibt es hier.

Quelle Bild: real21
 

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